Am 23. März 2023 trafen sich rund 50 CDI Partner der Innovationsgruppe Prozesswärme zu ihrer zweiten Sitzung in Cottbus. Erstmalig fand das Treffen analog in Räumlichkeiten der BTU Cottbus-Senftenberg statt. Zwei spannende Sitzungsteile boten dem bundesweiten Teilnehmerkreis die Gelegenheit, in den fachlichen Austausch zu gehen und unterschiedliche Sichtweisen zusammenzubringen.
Besichtigung der Pilotanlage “CoBra”
Im ersten Teil der Sitzung besichtigten die Teilnehmenden die Hochtemperatur-Wärmepumpe „CoBra“. Die Pilotanlage des DLR-Instituts für CO2-arme Industrieprozesse kann Wärme und Kälte für Industrieprozesse im Demonstrationsmaßstab bereitstellen. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg, die Machbarkeit und Anwendbarkeit von Hochtemperatur-Wärmepumpen für die industrielle Prozesswärmeversorgung zu demonstrieren. Der Name CoBra leitet sich aus Cottbus, dem Standort der Anlage, und dem thermodynamischen Brayton-Prozess ab, der beim Betrieb eine zentrale Rolle spielt. Als Wärmeträger-Medium kommt getrocknete Luft zum Einsatz. Damit können bisher weltweit einmalige Werte beim Temperaturhub und der Wärmesenken-Temperatur von 300 Grad Celsius bei einer Wärmeleistung von etwa 250 kW erreicht werden.
In Kleingruppen wurden die Teilnehmenden durch die Anlage geführt und hatten Gelegenheit, detailliert Fragen zu stellen. Von besonderem Interesse waren hierbei unter anderem die Temperaturen, die an Prozesswärme und Prozesskälte durch die Anlage zur Verfügung gestellt werden können. Schnell gingen die Teilnehmenden in den fachlichen Austausch über und fanden sich zu individuellen Gesprächen zusammen.
Vorstellung der Ergebnisse der Studie „CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung“
Der zweite Teil des Treffens fand im Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der BTU Cottbus-Senftenberg mit einem Panoramablick über die Stadt Cottbus statt. Hier stellten Dr. Christian Schwotzer vom Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik (IOB) der RWTH Aachen University sowie Dr. Matthias Rehfeldt vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) exklusiv für die CDI Partner Ergebnisse der Studie „CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung - Umbau des industriellen Anlagenparks im Rahmen der Energiewende: Ermittlung des aktuellen Stands der Technik und des weiteren Handlungsbedarfs zum Einsatz strombasierter Prozesswärmeanlagen“ vor. Die vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragte Studie wird voraussichtlich im April veröffentlich.
In der Studie wird die Erzeugung von Prozesswärme für 13 Industriebranchen aus den Bereichen Metall- und Mineralindustrie sowie die Dampferzeugung als branchenübergreifende Technik mit dem Fokus auf eine zukünftige Umstellung auf treibhausgasneutrale Prozesswärmeerzeugung untersucht. Der Einsatz CO2-neutraler Alternativtechniken wird für 34 ausgewählte Anwendungen begutachtet. Die Studie betrachtet sowohl den aktuellen Stand der Technik sowie zukünftige Potenziale. Ziel ist eine ganzheitliche Betrachtung unter Berücksichtigung von technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien. Die Ergebnisse wurden der Sitzung vorgestellt und im Anschluss durch die Teilnehmenden angeregt und vielseitig diskutiert.
Innovationsgruppen als themenspezifische Arbeitsgruppen und branchenübergreifende Austauschplattformen
Die Innovationsgruppe „Prozesswärme“ dient als branchenübergreifendes Treffen mit bundesweiten Teilnehmerkreis. Sie befördert den Austausch zu Maßnahmen für eine künftige treibhausneutrale Industrie sowie zu notwendigen Bedarfen und Erfordernisse der Industrie zum Thema Prozesswärme. Durch die facettenreiche und interdisziplinäre Zusammensetzung der Arbeitsgruppe, sollen synergetische Ergebnisse der Zusammenarbeit entstehen. Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Riedel (DLR), Prof. Dr. Ragwitz (Fraunhofer IEG) sowie Marius Hachenberg (Enviva) plant die Innovationsgruppe unter dieser Zielstellung das weitere Vorgehen. So wurde die Idee einer Checkliste zur Prozessanalyse und -integration besprochen. Beim informellen Austausch im Anschluss wurden intensiven Gespräche und Diskussionen geführt und die Vernetzung und Zusammenarbeit gefördert.
Weiterführende Informationen: CDI Innovationsgruppen