Mit Vorträgen, interaktiven Workshops und Praxisdemonstrationen stellten Unternehmer*innen konkrete Transformationsstrategien vor und beleuchteten deren Umsetzbarkeit in industriellen Kontexten. Besonders im Fokus standen die Themen Klimastrategien für Unternehmen, Treibhausgas-Bilanzierung, Elektrifizierung industrieller Prozesse sowie Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Neu in diesem Jahr: Ein kreativer Ideenaustausch mit Studierenden der Decarbonisation Summer School.

Erkenntnisse vom CDI Summer Summit 2025 in Cottbus
Vom 11.-12. September öffnete der vierte CDI Summer Summit seine Türen im Gründungszentrum in Cottbus. Das Netzwerkevent brachte CDI Partner aus ganz Deutschland zusammen, um Lösungsansätze für die Dekarbonisierung industrieller Wertschöpfungsketten zu diskutieren.
Jakob Flechtner, Leiter des Kompetenzzentrums Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) und Mitglied des CDI Steuerungskreises, betonte in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit:
Die industrielle Dekarbonisierung erfordert ein koordiniertes Vorgehen entlang ganzer Wertschöpfungsketten. Wissenstransfer, Synergieeffekte und gemeinsame Pilotprojekte sind entscheidend, um die Transformation technologisch und ökonomisch tragfähig zu gestalten.
Fachvorträge: Strategien, Technologien und neue Rohstoffquellen

Markus Midden, Chief Sustainability Officer der K+S AG, veranschaulichte die Komplexität langfristiger Transformationspfade in energieintensiven Industrien. Zentrale Punkte seiner Analyse: es brauche ein simultanes Hochfahren von Strom, Speicherkapazität, KWK-Wasserstoff und CCS, bei gleichzeitigem Herunterfahren von Emissionen und Kosten. Er prognostizierte, dass eine signifikante Marktnachfrage nach klimaneutralen Produkten frühestens ab Mitte der 2030er Jahre realistisch sei, was Unternehmen vor strategische Investitionsentscheidungen stellt.
Dr. Burkhard Huckestein vom Umweltbundesamt stellte klar, dass die Heterogenität aktueller Bilanzierungsstandards die Glaubwürdigkeit vieler Klimastrategien untergräbt. Ohne einheitliche Methodik bleibe die Vergleichbarkeit von THG-Bilanzen eingeschränkt.
Prof. Dr. Sobczyk, Leiter des Instituts für Maschinenbau an der TU Bergakademie Freiberg, stellte den Stand der Forschung zum tiefsee-basierten Kupferabbau vor. Angesichts steigender Bedarfe in der Elektrifizierung und Digitalisierung gilt Kupfer als kritischer Rohstoff. Die vorgestellte, noch im Test befindliche elektrifizierte Abbauplattform im Indischen Ozean könnte mittelfristig zur Diversifizierung der Rohstoffversorgung beitragen – wenngleich ökologische Implikationen weiterhin zu evaluieren sind.
Dr. Martin Eckert von der thyssenkrupp AG präsentierte vier Geschäftsbereiche, die sich allesamt auf die Dekarbonisierung der Industrie durch Schlüsseltechnologien fokussieren.
Workshops: Von Futures Thinking bis Thermische Speicher

Die Nachmittagsworkshops boten eine praxisnahe Vertiefung der Vorträge. Die interdisziplinäre Zusammensetzung der Teilnehmer*innen ermöglichte es, unterschiedliche Sichtweisen zusammenzuführen. Die wichtigsten Themen im Überblick:
Futures Thinking für die Kreislaufwirtschaft:
Mit dieser Methode wurden alternative Zukunftsszenarien entwickelt, etwa für ein Leasing-basiertes Materialmanagement, bei dem Materialien im Umlauf gehalten und Produktlebenszyklen verlängert werden.
Elektrifizierung industrieller Prozesse:
Die Teilnehmenden diskutierten den technischen und regulatorischen Rahmen für eine vollständige Elektrifizierung von Hochtemperaturprozessen in Stahl-, Zement- und Chemieindustrie.
Thermische Energiespeicher:
Analysiert wurden innovative Speicherkonzepte für industrielle Abwärme, die eine Flexibilisierung der Energieversorgung ermöglichen.
Methoden der THG-Bilanzierung:
Diskutiert wurde die Bedeutung für eine systematische, transparente und glaubwürdige Klimastrategie in Unternehmen.
Nachwuchsförderung: Decarbonisation Summer School „Shaping the Future of Industry“

Erstmals fand parallel die Decarbonisation Summer School statt, an der 17 Studierende aus Ingenieurwissenschaften, Umweltmanagement und Wirtschaft teilnahmen. Drei Tage lang arbeiteten sie an realen Dekarbonisierungsfällen aus der Industrie und entwickelten unter professioneller Begleitung konkrete Technologie- und Geschäftsmodellinnovationen.
Die Abschlusspräsentationen im Plenum zeigten praxisnahe, zukunftsorientierte Konzepte – von Power-to-X-Anwendungen über CCUS-Strategien (Carbon Capture, Utilization and Storage) bis hin zu digitalisierten Energieeffizienzlösungen. Der Austausch zwischen Nachwuchskräften und Industrievertreter*innen wurde von beiden Seiten als großer Mehrwert wahrgenommen.
Praxisdemonstration: Ultraschalltechnologie in der Betonproduktion

Als gastgebendes Unternehmen konnte in diesem Jahr der Zementhersteller Sonocrete gewonnen werden. Dr. Nora Baum, CFO von Sonocrete, begrüßte ebenfalls das Publikum und schürte die Vorfreude auf die noch folgende Produktvorführung.
Bei dem Werksrundgang am zweiten Tag besichtigten die Teilnehmenden im Betonwerk Mattig & Lindner in Forst die von Sonocrete entwickelte Ultraschalltechnologie für Betonhärtung.
Dieses Verfahren ermöglicht nicht nur eine 30-prozentige CO₂-Reduktion, sondern auch eine Prozessbeschleunigung in der Betonherstellung. Die Teilnehmer*innen zeigten sich beeindruckt vom Werksrundgang und nutzen die Gelegenheit, für einen intensiven Austausch mit Vertreter*innen des Familienunternehmens. Solche Best-Practice-Beispiele der CDI Partner unterstreichen die Bedeutung industrieller Innovationen für die Erreichung von Klimazielen.
Fazit: CDI Summer Summit als Innovationsmotor
Der CDI Summer Summit 2025 hat gezeigt, dass technologische Innovation, Standardisierung und intersektorale Kooperation entscheidend sind, um die industrielle Dekarbonisierung voranzutreiben. Die Kombination aus wissenschaftlichem Input, industrieller Praxis und Nachwuchsförderung macht die Veranstaltung zu einem Impulsgeber für die Transformation energieintensiver Branchen. Die Teilnehmenden hoben besonders die Methodenbegleitung der Workshopleitenden als auch die gute Durchmischung der Workshops hervor.