Über das Programm „Dekarbonisierung in der Industrie“ begleitet das Kompetenzzentrum erstmals ein Projekt zum grünen Umbau der Stahlverarbeitung. In dem Vorhaben wird eine Anlage errichtet, die die bislang emissionsintensive Wärmebehandlung des Stahls von fossilem Erdgas auf klimaneutralen Grünstrom umstellen soll. Die Georgsmarienhütte GmbH hat den Bescheid für das Projekt „EVAGMH“ in Höhe von rund 880.000 Euro heute vom Bundeswirtschaftsministerium erhalten. Die Förderung investiert der Stahlhersteller in eine neue Technologie, um einen großen CO2-Verursacher am Unternehmensstandort Georgsmarienhütte (Niedersachsen) zu beseitigen. Das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Investitionsvorhaben über das Dekarbonisierungsprogramm, das vom KEI gesteuert wird.
Grünstrom für die Wärmebehandlung von Stabstahl
Im geförderten Projekt setzt der Stahlhersteller Georgsmarienhütte Grünstrom beim sogenannten Vergüten von Stabstahl ein. In diesem energieintensiven Verfahren wird das Metall einer Wärmebehandlung ausgesetzt, abgekühlt und wieder erwärmt, um es zäh und widerstandsfähig zu machen. Dafür wird nun eine induktive Einzelstabvergütungsanlage gebaut, die bereits Mitte 2023 in Betrieb gehen soll. Beim herkömmlichen Vergüteprozess wird der Ofen bislang mit fossilem Erdgas befeuert, wobei große Mengen an Treibhausgasemissionen entstehen. Durch das Umstellen auf einen mit Ökostrom betriebenen Vergüteofen fallen diese Abgase weg und der Wirkungsgrad wird gesteigert. Dadurch können jährlich etwa 2.800 Tonnen CO2 bei einem einzelnen Ofen eingespart werden.
Klimafreundlicher Vergüteprozess übertragbar auf gesamte Stahlindustrie
Die Georgsmarienhütte GmbH investiert insgesamt rund zehn Millionen Euro in die Realisierung des klimaneutralen Verfahrens. Die Dekarbonisierung des Wärmebehandlungsprozesses ist auf die gesamte Stahlindustrie übertragbar: Die Anlage mit ihren großtechnischen Abmessungen kann nach erfolgreichem Start so nicht nur in der eigenen Unternehmensgruppe, sondern auch in sämtlichen metallverarbeitenden Firmen verbaut werden. Die Stahlindustrie ist die Branche mit den größten Treibhausgasemissionen in der deutschen Wirtschaft – mit einem Anteil von rund 30 Prozent der industriellen Emissionen und rund sechs Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland.
KEI begleitet Georgsmarienhütte bis zum Projektabschluss
KEI-Leiter Dr. Bernd Wenzel sagte anlässlich Bewilligung des Förderprojekts: „Mit der Investition wird mittelbar die gesamte stahlerzeugende Industrie unterstützt, ihre prozessbedingten CO2-Emissionen zu vermindern. Der innovative Ansatz und Demonstrationscharakter liegen hier darin, die energieintensive Stahlvergütung technologisch von Erdgas auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umzustellen. Auch hach dem jetzt erfolgten Start begleiten wir Georgsmarienhütte während des Baus, der Erprobung bis zum Abschluss des Projekts.“ Als Projektträger des Dekarbonisierungsprogramms hat das Kompetenzzentrum die Entwicklung von „EVAGMH“ bis zum jetzigen Vorhabenbeginn fachlich geprüft und kaufmännisch begleitet, um das Unternehmen und den energieintensiven Stahlsektor bei der künftig dauerhaften Einsparung ihrer prozessbedingten Emissionen zu unterstützen.
Förderung in Höhe von rund 880.000 Euro durch das BMWK
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck: „Ich freue mich, heute die Förderung dieses innovativen Projekts der Stahlindustrie bekanntgeben zu können. Mit der Umstellung der fossilen Stahlverarbeitungsanlage auf Strombetrieb erzielen wir einen Doppeltreffer: Wir senken den CO2-Ausstoß und reduzieren die Abhängigkeit von Erdgasimporten. Wir wollen in Deutschland Spitzenreiter für grüne Industrieprodukte sein und dieses Projekt ist ein wichtiges Etappenziel.“
Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium über das Programm „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit rund 880.000 Euro gefördert, um einen zentralen Teil der Stahlbranche zu elektrifizieren. Das BMWK unterstützt damit die energieintensive Industrie dabei, prozessbedingte Treibhausgasemissionen dauerhaft zu reduzieren und stellt Mittel für die Investitionskostenförderung zur Dekarbonisierung zur Verfügung. Dies trägt entscheidend zum Erreichen des gesetzlich verankerten Ziels der Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland bei. Hauptansprechpartner für das Programm ist das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien.
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