Rund 300 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Verbänden haben die Lausitzer Fachkonferenz – Klimaneutrale Industrie verfolgt. Dr. Ricarda Tänzer-von Daake, kommissarische Leiterin der CDI Koordinierungsstelle, hat gemeinsam mit Moderatorin Nadine Lindner die sechste Ausgabe der Veranstaltung eröffnet. Dr. Beate Baron, Abteilungsleiterin für Industriepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ermutigte in ihrem Grußwort die deutsche Industrie, beim Aufbau klimaneutraler Produktionsverfahren und Energietechnologien eine führende Rolle einzunehmen.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Lausitzer Fachkonferenz stand die Frage, wie der Übergang der Industrie in eine emissionsarme Zukunft erfolgreich finanziert werden kann. Ricarda Tänzer-von Daake: „Dekarbonisierung ist längst kein Selbstläufer mehr. Für die meisten Unternehmen stehen wirtschaftliche Lösungen an erster Stelle. CO₂-Reduktion ist wichtig, aber sie muss wirtschaftlich tragbar sein. Die entscheidende Frage ist: Wie kommen die Unternehmen viel öfter zu einer positiven Investitionsentscheidung?“
Die Dekarbonisierung der Industrie ist kein Selbstläufer mehr. Für die meisten Betriebe steht die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle. CO₂-Reduktion ist wichtig – aber sie muss sich rechnen.
Kristina Jeromin, Expertin für Transformationsfinanzierung, zeigte in ihrer Keynote Strategien auf, wie der industrielle Wandel finanziell gelingen kann – auch für mittelständische Unternehmen. „Deutschland verfügt über eine starke Bankenlandschaft. Das ist ein Standortvorteil für einen zukunftsfähigen Mittelstand. Aber die Verzahnung zwischen Kapitalbedarf und -bereitstellung muss effizienter werden. Gleichzeitig brauchen wir besseren Kapitalmarktzugang und mehr Risikokapital“, forderte Jeromin.
Wie Finanzierung in der Praxis funktioniert, zeigten Christoph Menzel (Enertrag) und Claudia Hain (Wolf Energetik next generation), die innovative Finanzierungsansätze aus ihren Projekten präsentierten. Heike Freimuth, Senior-Beraterin der EIB-Gruppe in Deutschland, hob hervor, dass Europa über enormes Innovationspotenzial verfüge. Doch damit Ideen wachsen könnten, brauche es passende Finanzierungs- und Beratungsangebote sowie die Mobilisierung privaten Kapitals.
Dr. Sebastian Rink, Experte für Sustainable Finance, erklärte, welche Rolle Banken und Investoren in der Transformation übernehmen können. Sie seien entscheidende Akteure, um Kapital gezielt in nachhaltige Geschäftsmodelle zu lenken.
Einen weiteren Blickwinkel brachte Dr. Luisa Sievers vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI ein. Sie machte deutlich, dass die Verfügbarkeit und Kosten erneuerbarer Energien zunehmend über die Wettbewerbsfähigkeit von Industriestandorten entscheiden.
Start-ups stellten Projekte vor
Ein Höhepunkt der Konferenz war der Innovation Pitch, bei dem drei Unternehmen und Start-ups ihre Technologien vorstellten:
- Die regryd GmbH präsentierte einen patentierten Langzeithochtemperaturspeicher aus recycelbaren Materialien zur Nutzung überschüssiger Wind-, Solar- und Abwärmeenergie.
- GETEC heat & power GmbH stellte eine der größten Luft-Wasser-Wärmepumpen Deutschlands vor – mit einer Leistung, die rund 350 Einfamilienhaus-Wärmepumpen entspricht.
- Skermjan zeigte, wie CO₂-negative Energie- und Stoffkreisläufe für die nachhaltige Transformation von Industriestandorten sorgen können.
Podiumsdiskussion zu Finanzierungsinstrumenten
Kathrin Wolf von der Nationalen Kontaktstelle EU-Innovationsfonds stellte die Fördermöglichkeiten des Fonds vor und erklärte, was Unternehmen leisten müssen, um die Anforderungen zu erfüllen. Christoph Menzel von Enertrag berichtete von seinen Projektanträgen der vergangenen zwei Jahre. Die komplexe Antragstellung sei angesichts der hohen Fördersummen gerechtfertig, für Mittelständler jedoch wegen des Kostendrucks kaum zu bewältigen. Carsten Gieseler von Skermjan stimmte zu: „Die Moral endet vor dem Regal". Innovative technologische Lösungen seien in Deutschland vorhanden. Solange der Preis entscheide, kommen diese jedoch nicht zum Einsatz.
Wir bedanken uns bei allen Referent*innen, den Ausstellenden sowie den interessierten Besucher*innen vor Ort und online, die zu einer gelungenen Lausitzer Fachkonferenz 2025 beigetragen haben!