Netzwerkpartner kommen in Cottbus zum CDI Summer Summit zusammen

Rund 60 CDI Partner aus ganz Deutschland sind zum zweiten CDI Summer Summit in Cottbus zusammengekommen. Vom 5. bis 7. September 2023 setzten sich die Teilnehmenden mit Energieinfrastrukturen, Speichertechnologien und Wasserstoffderivaten auseinander. Stationen an verschiedenen Rekultivierungsstandorten in der Lausitz machten die Transformation einer Energieregion live erlebbar.

Die Teilnehmenden des CDI Summer Summit 2023 | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Der diesjährige CDI Summer Summit widmete sich in vielfältigen Facetten der zukünftigen Energieversorgung und der energetischen Infrastrukturentwicklung. Vertreter*innen des Lausitzer Energieunternehmen LEAG, des Think Tanks Future Cleantec Architects, des Guidehouse Germany sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz stellten insbesondere Themen rund um eine grüne Energieerzeugung sowie Speicherpotenziale und -technologien vor.

Intensive Bearbeitung fachspezifischer Themen in drei Workshops

Im Anschluss an die Vorträge erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Themen der Input-Beiträge in kollaborativen Teams vertiefend zu bearbeiten. Hierbei kamen unterschiedliche Methoden der Problemlösung zum Einsatz. Mittels einer SWOT-Analyse setzten sich die Teilnehmenden u.a. mit Wasserstoffderivaten und deren Implikationen auf die Energieinfrastruktur auseinander. Ausgehend vom bestehenden Verteilernetz erhoben sie Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines zukünftigen H2-Marktes und benannten die Idee eines “Leitderivates”.

Im Workshop zum Themenbereich CCU/CCS wurde hingegen mit dem Design Thinking Ansatz gearbeitet. Dabei wurde eine fiktive Person erdacht, die stellvertretend eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Eigenschaften und Bedürfnissen repräsentiert. Die Methode dient dazu, Unsicherheiten aber auch Wünsche und Ziele von Akteursgruppen zu erfassen. Für das Themenfeld Carbonmanagement erarbeiteten die Workshopteilnehmenden die Personas “Politiker”, “NGO”, “Gewerkschaftsvertreter” sowie “Cementa – ein über 180 Jahre altes Unternehmen”.

Der dritte Workshop widmete sich dem Thema Strom als Basis einer wettbewerbsfähigen dekarbonisierten Wirtschaft. Im gemeinschaftlichen Brainstorming gingen die Teilnehmenden der Frage nach, was Forschung, Industrie und Politik dazu beitragen können, um Pilotprojekte für eine grüne grundlastfähige Stromerzeugung zu fördern. Wie auch bereits in den Vorträgen herausgestellt, konnte auch in dieser Gruppe verifiziert werden, dass Speicherthemen in der Zukunft immer wichtiger werden.

Im Anschluss an die Workshoparbeit wurden die Ergebnisse im Rahmen eines “World Cafés” den jeweils anderen Gruppen präsentiert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in zukünftige CDI Aktivitäten einfließen.

Teilnehmende des CDI Summer Summit 2023 im Workshop zum Thema "Wasserstoffderivate" | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Transformation einer Energieregion – Auf dem Weg zu einer grünen grundlastfähigen Stromversorgung

Am Beispiel des Lausitzer Braunkohleunternehmens LEAG erläuterte Ellen Dymke, Referentin für Regionalentwicklung bei der LEAG, in ihrem Eröffnungsvortrag die Bedingungen für eine zukünftige grundlastfähige Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. So sieht das LEAG Projekt “GigawattFactory” bis 2040 vor, bis zu 14 GW Leistung aus regenerativen Energien zu produzieren. Ziel des Projektes ist es, in Kombination mit Speichertechnologien, einer Wasserstoff-Produktion und zukunftsfähigen Kraftwerken eine grüne Grundlast für die Energieversorgung und Mobilität zur Verfügung zu stellen. Bis Ende der 2020er Jahre strebt das Unternehmen zudem an, einen Giga-Speicher mit über 1.000 MWh Speicherkapazität am Standort Boxberg zu etablieren. “Erfahrungen im Speichermanagement zur schnellen Reaktion auf Netzschwankungen werden derzeit im Projekt ,BigBattery Lausitz’ gesammelt”, informiert Ellen Dymke die Teilnehmenden.

Ellen Dymke, Referentin für Regionalentwicklung bei der LEAG, in ihrem Input-Vortrag zum Thema "Grüne grundlastfähige Stromerzeugung" | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Langzeit-Energiespeicher als Instrument der Versorgungssicherheit

Speichertechnologien waren auch Gegenstand des Vortrages von Peter Schwiering von Future Cleantech Architects. Der international agierende Think Tank befasst sich u.a. mit der Langzeit-Energiespeicherung (LDES) für das Stromsystem. Nach Peter Schwiering stellt LDES ein wirkungsvolles Instrument dar, um flexibel auf die Nachfrage nach grüner Elektrizität zu reagieren und damit die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Dabei seien thermische Speichersysteme besonders relevant für eine beschleunigte Dekarbonisierung. Diesem Ansatz zufolge wird regenerativ gewonnene Energie in Wärme umgewandelt, thermisch gespeichert und anschließend bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Thermische LDES-Technologien wären laut Schwiering bereits zahlreich vorhanden und müssten in Wärmekraftwerken lediglich nachgerüstet werden.

Carbon Management Strategie als Baustein auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität

Ministerialrat Malte Bornkamm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz informierte die Teilnehmenden zum aktuellen Stand der Carbon Management Strategie (CMS), die derzeit von der Bundesregierung erarbeitet wird. Auch wenn prioritär die Vermeidung fossiler Kohlenstoffe im Fokus steht, um die Wirtschaft zu dekarbonisieren, wird CCU/CCS für die Erreichung der Ziele des Klimaschutzgesetztes als Teil des Gesamtansatzes gesehen. Neben der CO2-Abscheidung, des CO2-Transportes sowie der CO2-Nutzung wurde im Stakeholderdialog zur CMS-Strategie ebenfalls das Thema Speicherung identifiziert. Im Rahmen des Strategieprozesses ist geplant, Empfehlungen zur Indentifizierung und Vorerkundung möglicher CO2-Speicher in Deutschland und Europa zu empfehlen, Vor- und Nachteile von Speicheroptionen darzustellen sowie geologische Speicherpotenziale für eine sichere und dauerhafte CO2-Speicherung im Untergrund zu bewerten. Die Strategie soll bis Sommer 2024 finalisiert werden.

Zertifizierung von Wasserstoff: Wann ist Wasserstoff grün?

Bereits Ellen Dymke wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass Wasserstoff ein energetischer Allrounder für Strom, Mobilität, Wärme und die Industrie sei. Aufgrund dieser vielseitigen Einsetzbarkeit steige die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien, so Matthias Schimmel von Guidehouse Germany in seinem Input-Vortrag. Immerhin müssen bis 2030 mindestens 42 Prozent des eingesetzten Wasserstoffs erneuerbar sein, bis 2035 sogar 60 Prozent. Neben regenerativem Strom für die H2-Herstellung müssen u.a. Treibhausgasminderungen von mindestens 70 Prozent gegenüber dem fossilen Vergleichswert erzielt werden. Die bisher definierten Kriterien gelten für alle Renewable Fuels of non-biological Origin (RFNBOs) – wozu auch grüner Wasserstoff zählt – die im Industrie- oder Transportsektor eingesetzt werden. Unklar ist bisher noch die Nachweispflicht, d.h. wie Versorger die Einhaltung der Kriterien nachweisen können. Hierfür sind aktuell Zertifizierungssysteme und Zertifizierungstellen in der Planung.

Rund 60 CDI Partner aus ganz Deutschland nahmen am CDI Summer Summit 2023 teil. | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Exkursion in die Bergbaufolgelandschaft - Zukunft erleben und Weinregion genießen

Der letzte Veranstaltungstag des CDI Summer Summits führte die Netzwerkpartner zum zukünftigen Cottbuser Ostsee, an dem eindrücklich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander treffen. Vom Merzdorfer Aussichtsturm aus erhielten die Teilnehmenden einen Eindruck von der einstigen Größe des ehemaligen Braunkohletagebaus Cottbus Nord, auf dessen Gelände der See derzeit entsteht. Mit dem aktive Kraftwerk Jänschwalde im Hintergrund und den modernenen Windkraftanlagen in der Umgebung wird die Transformation der Energieregion in der Praxis erlebbar. Schwimmende Photovoltaikanlagen sind bereits als weitere Energieinfrastruktur auf dem Cottbuser Ostsee geplant. Einen Blick in die Zukunft konnten die Teilnehmenden mit Hilfe des  Energy Economics Lab (EECON) und Gruppenleiterin Christin Hoffmann werfen. Mittels Virtual Reality-Brillen tauchte der Ostsee-Hafen mit ankernden Booten und an den See angrenzender Wohnbebauung auf, wo derzeit noch karge Landschaft vorherrscht. Die virtuelle Erkundung wurde zur Akzeptstanzsteigerung von Transformationsprozessen in der Industrie entwickelt.

 

Am Cottbuser Ostsee warfen die CDI Partner mittels Virtual Reality einen Blick in die Zukunft | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Ein weiteres Beispiel für eine innovative Nachnutzung der Bergbaufolgelandschaft liefert das Weingut am Standort des ehemaligen Ortes Wolkenberg im Vorfeld des aktiven Tagebaus Welzow Süd. Hier wurde die Reliefgestaltung an optimale Bedingungen für den Weinanbau angepasst. Aktuell werden acht Rebsorten am Südhang angebaut. Zum Abschluss des CDI Summer Summit 2023 konnten sich die Teilnehmenden vom guten Geschmack natürlich persönlich überzeugen.

Das Weingut Wolkenberg befindet sich im Vorfeld des Tagebaus Welzow Süd. | Foto: CDI, Rainer Weisflog

Impressionen CDI Summer Summit 2023

Ansprechpartnerin

Madeleine Henning-Waniek
Öffentlichkeitsarbeit Madeleine.Henning-Waniek@cluster-dekarbonisierung.de +49 355 47889 134

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